Wir waren vorhin beim Kinderarzt, um unseren Sohn impfen zu lassen. Auch diesmal hat es wieder viel in mir ausgelöst und das hier ist mein Verarbeitungsprozess. Denn das Thema ist nicht umsonst in der Öffentlichkeit sehr umstritten, die kleinen Nadeln piksen in tiefe Wunden.
Die dadurch verursachten Schmerzen bergen die Gefahr von Traumabildung, wodurch Glaubenssätze entstehen, die dann unser Leben bestimmen und zu Konflikten führen. Es bilden sich tiefe Gräben – in der Gesellschaft und in uns. Wir landen bei Spaltung, Polarisierung und allem, was dazu gehört: Willkommen in der heutigen Welt.
Auch ich habe gespürt, wie in mir Wut aufgestiegen ist und sich ihren Weg bahnen wollte. Der Termin begann nämlich ohne wirkliche Begrüßung direkt mit der Frage, ob wir da wären, um unseren Sohn auch gegen Masern impfen zu lassen – obwohl wir uns vorher bereits länger damit beschäftigt und beraten lassen haben und schließlich zu dem Ergebnis gekommen sind, es nicht zu tun. Und das hatten wir im Vorhinein kommuniziert, die Frage war reine Berechnung, um uns vielleicht doch umzustimmen.
Als wir unsere Meinung auch nicht ändern wollten, nachdem uns mitgeteilt wurde, „dass die Impfung nur Vor- und keine Nachteile habe“, wurde ich noch gebeten, einen Zettel zu unterschreiben, dass ich mich trotz Aufklärung dagegen entschieden und keine weiteren Fragen habe. Das Feld mit den weiteren Fragen habe ich freigelassen und unterschrieben – obwohl gar keine Aufklärung stattgefunden hat. Uns wurde lediglich ein Zettel „zum zuhause durchlesen“ mitgegeben, der wahrscheinlich zu einem Großteil aus der Feder der Menschen stammt, die für den jeweiligen Impfstoff verantwortlich sind.
Ich habe mich nicht gesehen und hilflos gefühlt. Es war unangenehm, den Vorwurf zu halten, dass ich nicht auf mein Kind achte und seine Gesundheit gefährde. Ich kann definitiv verstehen, warum ein Großteil der Eltern sich gar nicht in dieses Terrain wagt und entweder blind den Anweisungen (ich habe bewusst nicht Vorschläge geschrieben) der Ärzt*innen folgt oder gar nicht erst hingeht.
Und genau das ist das große Problem: Ich will den einzelnen Ärzt*innen gar nicht unterstellen, dass sie meinem Kind oder mir schaden wollen und auch die zahlreichen Verschwörungstheorien rund um das Thema sprechen mich kaum an. Was ich sehe, ist „Unawareness“. Unbewusstheit, Nicht-Wahrnehmung von mir selbst, meinem Gegenüber und dem Kontext der Situation. Das Problem sind nicht Impfstoffe oder Krankheiten, das Problem ist, dass irgendwo unterwegs das Vertrauen flöten gegangen ist. Genauso wie das Vertrauen in die Schule, die Regierung, was auch immer uns früher (den Anschein von) Sicherheit gegeben hat: Es ist und wird immer wieder in seinen Grundfesten erschüttert.
Was ich als Reaktion vom industriell-medizinischen Komplex sehe, ist der verzweifelte Versuch, seine Machtposition zu behaupten und den Rest an Illusion zu wahren. Diese Aufklärungshefte sind ein gutes Beispiel: Mit der Verwendung gewisser Worte und dem Einbinden von Studien und Fakten überzeugt man nur die, die entweder überzeugt werden wollen oder es bereits sind.
Wenn man sich die Texte wirklich durchliest, steht da: „Vertrau uns bitte. Wir wollen es Dir nicht wirklich erklären, aber vertrau uns doch einfach. Du musst uns Vertrauen. Es geht um Deine Sicherheit, Deinen Status und wenn Du uns nicht vertraust, begibst Du Dich in große Gefahr!“
Was dabei entsteht, ist kein echtes Vertrauen. Echtes Vertrauen entsteht aus einer Verbindung auf zwischenmenschlicher Ebene und nicht aus Angst.
Wenn in unserer Kommunikation Lücken sind, womit werden sie gefüllt? In den meisten Fällen mit Angst, Assumptions, Vorurteilen. Genau das gleiche passiert, wenn Institutionen versuchen, uns zu etwas zu bewegen, aber nicht ehrlich über ihre Motivation sind.
Warum wird von offizieller Seite nie darüber gesprochen, dass ein Großteil der Motivation Geld ist?
Pharmakonzerne forschen (Investition), produzieren einen Impfstoff und wollen dann daran Geld verdienen. Was kann ihnen da Besseres passieren, als dass Institutionen und Personen, denen Bürger*innen vertrauen, diese Impfstoffe empfehlen? Oder noch besser über ihre Empfehlungen und gewisse Regelungen Druck ausüben, damit möglichst viele Menschen sich impfen lassen.
Wenn ich mich als Verantwortlicher dazu überzeugen lasse, dass ein Impfstoff gut ist, warum sollte ich ihn dann kritisch betrachten und über seine Nachteile nachdenken und informieren, wenn ich damit nur meine eigene Position gefährde?
Nochmal: Ich will hier nicht sagen, dass die Pharmakonzerne oder die Regierung oder einzelne Institutionen oder Mediziner*innen uns schaden wollen. Was ich aber definitiv behaupte ist, dass sie Schaden in Kauf nehmen und nicht ehrlich über ihre Motivation sind. Dass Menschenleben gerettet werden sollen, schön und gut. Aber wie verhält sich dieser Anspruch in Bezug auf das Überleben und den Profit eines Unternehmens? Was ist, wenn meine persönliche Glaubwürdigkeit oder mein Selbstwert in Gefahr geraten? Wie handle ich dann? Was ist meine höchste Priorität?
Ich bin mir sicher, dass „Geld verdienen“ oder „mein Image beschützen“ (und viele mehr) eine Rolle spielen, aber von den betreffenden Personen und Organisationen hört man nichts darüber. Zumindest, wenn man sich nicht genauer damit beschäftigt. Wenn man das jedoch tut, merkt man, wie schnell scheinheilige Argumente vorgeschoben und Verwirrung verbreitet wird. Und das wiederum führt dann zu besagten Verschwörungstheorien & Co.
Ein Beispiel: Jemand kommt zu Dir und will Geld von Dir haben. Er sagt, er möchte es für seine kranke Mutter nutzen. Du weißt aber, dass seine Mutter bereits gestorben ist. Würdest Du ihm Geld geben? Was denkst Du was sein wahres Ziel ist?
Genauso entstehen die tiefen Gräben mit ihren (scheinbar) unauflösbaren Meinungsverschiedenheiten. Man muss kein Genie sein, um zu erkennen, dass beispielsweise beim Thema Impfen nicht alles so ist wie es scheint. Wenn ich aus dieser Erkenntnis allerdings rückschließe, dass böse Intentionen dahinterstecken und ich deswegen gar nichts mehr glaube, dann bin ich genauso ein Teil des Problems, nur eben von der anderen Seite.
Wenn ich mit Menschen über das Thema Impfen spreche, dann wünsche ich mir so sehr, dass sie wirklich versuchen würden, die „andere Seite“ zu verstehen. Stattdessen wird abgeblockt, verurteilt und angegriffen, was einer gesunden Auseinandersetzung jede Grundlage entzieht.
Warum versucht die Schulmedizin nicht, Impfkritiker zu verstehen und ihre Perspektiven miteinzubinden? Warum legen Ärzt*innen nur so wenig Wert darauf, ihren Patient*innen einen sicheren, verständnisvollen Rahmen zu bieten, in dem diese dann selbst entscheiden können? Warum haben Konzerne mehr von einem Impfstoff, der wenig hilft, aber den alle nutzen, als von einem wirkungsvolleren, der weniger genutzt wird? Warum glauben so viele daran, dass „die da oben“ sich gegen uns verschworen haben? Wo ist das gegenseitige Vertrauen abhanden gekommen?
Ich habe beim Termin selbst gemerkt, wie in mir Wut aufgestiegen ist und diese Energie wollte ich nicht nutzen, um irgendwen oder irgendetwas anzugreifen, sondern, um mit diesem Beitrag für mehr Verständnis, mehr Empathie, mehr Liebe zu sorgen.
Ob das gelungen ist, weiß ich nicht. Allerdings weiß ich jetzt besser, worüber ich (Un-)Klarheit habe, wie schwer es ist, so eine Thematik griffig zusammenzufassen und dass es mir hilft, meine Erlebnisse schriftlich zu verarbeiten.
Ich habe Lust auf empathischen Austausch zum Thema und vor allem den darunterliegenden Strukturen. Wer daran interessiert ist, ist auf jedem Weg willkommen.
Wer pro und contra Argumente austauschen will, um sich Bestätigung zu holen und seinen Selbstwert aufzubessern, der möge sich von mir fernhalten.
Anselm