Hier will ich eine Erkenntnis der letzten Tage teilen. Wobei es wahrscheinlich eher eine Erkenntnis der letzten fast 24 Jahre ist (oder sogar 50 000).
An sich ist es sehr simpel und dem Titel bereits zu entnehmen:
Wenn ich nicht langsam mache, drehe ich durch.
Entweder ich bleibe bei mir selbst oder ich werde verrückt.
Was ist daran so besonders?
Es ist vielleicht gar nicht besonders, allerdings ist mir klar geworden, wie relevant das für mich ist, vor allem jetzt gerade. Außerdem bin ich aktuell dabei, mir einzugestehen, wie nahe ich daran bin, verrückt zu werden.
Ich bin jemand, der extrem sensitiv gegenüber dem ist, was um ihn herum passiert. Ich bin schnell. Ich sauge Dinge auf und mache sie in Windeseile zu meine eigenen. In der Schule hat mir das immer sehr geholfen, denn mit wenig Aufwand konnte ich viele Sachen verstehen und verinnerlichen.
Wer mich kennt, kennt den „Ansi-Moment“, wenn ich eine Sache eigentlich gerade erst kennengelernt habe, aber mich anhöre, als sei ich ein langjähriger Experte. Nicht weil ich es vortäusche, sondern weil meine Membran (im übertragenen Sinne) sehr durchlässig ist.
Allerdings ist es entweder so, dass ich noch nicht meinen Weg gefunden habe, zu filtern, was ich reinlassen möchte oder dass das eben der Preis ist, den ich für meine Fähigkeit bezahle. Egal wie, es ist auf jeden Fall so, dass ich momentan alles reinlasse – und da ist ziemlich viel dabei, was mir weder auf kurze noch auf lange Sicht wirklich weiterhilft. Es ist sogar so, dass ich mich innerlich teilweise zerrissen fühle, wenn ich gegensätzliche Perspektiven in mir aufnehme. Das ist nicht schlecht, ich glaube es ist ein Teil meiner Aufgabe, das zu tun: Paradoxien zu halten und Widersprüche aufzulösen. Aber eben nicht andauernd und ohne Pause. So wie es aktuell ist, kommen neue Widersprüche dazu, bevor ich überhaupt realisiert habe, was die alten sind.
Das Ganze führt zu einer Überforderung, woraufhin mein Unterbewusstsein versucht, mich zu beschützen und mich abnabelt. Von meiner Umwelt und von mir selbst. Bevor so viele schlechte Sachen reinkommen, lass ich lieber gar nichts rein.
Das ist es, was ich mit „verrückt werden“ meine. Das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass ich nackt und schreiend durch die Gegend hüpfe, sondern kann genauso gut bedeuten, dass ich ein stinknormales, langweiliges Leben führe. Auf den ersten Blick würde es vielleicht gar nicht auffallen, aber wer genauer hinschaut, der würde eine Person mit ziemlich wenig Tiefe und ziemlich viel Leere erkennen. Das ist es, was passiert, wenn ich die Verbindung zu mir selbst verliere.
Wie halte ich eine gesunde Verbindung zu mir selbst aufrecht?
Ich weiß, dass es einen Grund gibt, warum ich da bin und dass in mir ein wahrer, echter, wie auch immer – Anselm steckt. Je weniger anderes auf mich einprasselt, desto lauter höre ich ihn.
Allerdings hat es mich mein Leben lang erfüllt, äußere Reize aufzunehmen, sodass es mir jetzt extrem schwerfällt, das mal nicht zu tun (#Dunkelkammer).
Es ist sehr simpel und gleichzeitig sehr schwer.
Jedes Mal, wenn ich an der Dreisam sitze oder im Wald spaziere, fühle ich mich gut und connected. Jedes Mal realisiere ich, wie viel das mir gibt und wie oft ich das machen sollte (es schadet nie). Und trotzdem ist es jedes Mal eine Überwindung. Nicht weil die Sachen an sich unangenehm sind, sondern weil so viel anderes meine Aufmerksamkeit ergattern will und mein Gehirn auf andere Art und Weise stimuliert werden will.
Dieser Text ist ein Hilferuf. Von Anselm an Anselm:
Wenn du nicht ab und zu langsam machst, drehst Du durch. Irgendwann wird es sicherlich ankommen, aber es muss nicht lange dauern, es kann auch ganz schnell gehen. Du brauchst Dich nicht dafür zu schämen, das ist ein Teil davon, wer Du bist und warum Du hier bist. Alles, was Du brauchst, ist in Dir drin, Deine einzige Aufgabe ist „to not prevent life from happening“.
You cannot fail at what you’re here to do.